Einführung

Eine herausragende Leistung

Sinauers Dissertation über den Schlüssel des sächsischen Landrechts

Am 20. September 1926 reichte Erika Sinauer ihr Gesuch um Zulassung zur Doktorprüfung ein. Ihre Promotionsakte (B 28/1297) ist im Archiv der Universität Freiburg im Breisgau erhalten. Ihr Doktorvater Prof. Dr. Claudius Freiherr von Schwerin schrieb in seiner Beurteilung ihrer Dissertation „Der Schlüssel des sächsischen Landrechts“, dass ihre Leistung eine Doktorarbeit bei weitem überstieg und einer Habilitation gleichkam. Der Dekan Ernst Levy urteilte über Sinauers Arbeit: „Als Erstlingsleistung ist sie erstaunlich.“

Aus der Beurteilung Schwerins:

„Das 2. Kapitel bringt eine Beschreibung von 13 Schlüsselhandschriften, (…), die die Verfasserin in langwieriger Arbeit teils in Freiburg, teils auf einer Studienreise untersucht hat. (…) Die Beschreibung der Handschriften ist außerordentlich sorgfältig durchgeführt und vermag vielfach die Angaben Früherer zu berichtigen.“

„Das sehr umfangreiche 3. Kapitel behandelt die Genealogie der untersuchten Handschriften. Nach einer vorläufigen Gruppierung der Handschriften in vier Gruppen, wird hier zunächst der interessante Nachweis geliefert, dass die Zwickauer Handschrift das Manuskript des Verfassers des Schlüssels ist. In ihm liegt ein wichtiges Ergebnis der Arbeit, (…) Immerhin ist es der Verfasserin geglückt, eine Gruppierung der Handschriften zu erweisen, die allen Bedürfnissen der weiteren Forschung genügen dürfte.“

„Die Beurteilung des Ganzen kann mit der erfreulichen Feststellung beginnen, dass es sich hier um eine ausgezeichnete, wissenschaftliche Arbeit handelt, die eine wertvolle Bereicherung der Literatur darstellt. Methodisch sehr geschickt hat die Verfasserin einen bisher wenig beachteten Typus mittelalterlicher Rechtsliteratur herausgestellt und mit einer ungewöhnlichen Gründlichkeit in seinem Entstehen und in seiner Entwicklung verfolgt. Sie war dabei unterstützt (…) durch ihre eigene Fähigkeit, sich in die Mentalität der mittelalterlichen Schreiber und Geistesarbeiter einzufühlen, und durch einen scharfen Blick für symptomatisch auswertbare Kleinigkeiten.“

„Die Bewertung der Arbeit ist schwierig. Wäre sie zur Erlangung der venia legendi für Rechtsgeschichte vorgelegt worden, würde ich kein Bedenken tragen, die Erteilung der Venia vorzuschlagen. Daraus ergibt sich, dass sie als Dissertation unbedingt das Prädikat summa cum laude verdient, dass aber mit diesem Prädikat der Arbeit nicht gerecht zu werden ist.“