Einführung

Jüdisch-deutsche Geschichte

Arbeitsmaterial zu den „Regesten zur Geschichte der Juden im fränkischen und deutschen Reiche bis zum Jahre 1273" aus Bresslaus Nachlass

In dem Beitrag Harry Bresslaus zum Berliner Antisemitismusstreit wird sein Umgang mit der jüdischen Identität deutlich. Bresslau verstand sich als Deutscher mit jüdischer Abstammung. Er sah das deutsche Judentum zu seinem überwiegenden Teil als Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Daher war es für Bresslau nur folgerichtig, nach dem Vorbild der MGH-Editionen Quellenmaterial zur jüdisch-deutschen Geschichte bereitzustellen.

Ein entsprechendes Gremium wurde 1885 gegründet, wie Bresslau schrieb: „In die letzten Jahre meiner Zugehörigkeit zur Berliner Universität fällt schließlich auch die Begründung der Historischen Kommission für die Geschichte der Juden in Deutschland (1885), die an den deutsch-israelitischen Gemeindebund angegliedert wurde; ihr Vorsitz wurde mir übertragen und außer drei Delegierten des Gemeindebundes gehörten ihr Hermann Bärwald in Frankfurt, Ernst Dümmler, Ludwig Geiger, Otto von Gierke, Wilhelm Wattenbach, Julius Weizsäcker in Berlin und Otto Stobbe in Leipzig als Mitglieder an. Die Kommission hat unter meiner Leitung fünf Bände der Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, einen Band Regesten bis zum Jahre 1273 und in drei Bänden wichtige hebräische Quellenschriften mit deutscher Übersetzung veröffentlicht. Ich selbst habe die Bearbeitung der Regesten speziell beaufsichtigt, einige Aufsätze zu der Zeitschrift beigesteuert und den im zweiten Quellenbande herausgegebenen Berichten über die Judenverfolgungen im Zeitalter der Kreuzzüge eine quellenkritische Einleitung vorausgeschickt, die zu meinem Bedauern, aber ohne mein Verschulden – denn ich bin durch Fehler in den hebräischen Texten und in ihrer deutschen Übersetzung irregeführt worden – in ihrem Hauptergebnis das richtige nicht getroffen zu haben scheint. Im Jahre 1902 habe ich den Regesten, deren Bearbeiter J. Aronius bereits verstorben war, ein kurzes Vorwort hinzugefügt und damit meine Tätigkeit für das Unternehmen, das im übrigen aus mancherlei Ursachen schon mehrere Jahre vorher zum Stillstand gekommen war, beschlossen“ (Selbstdarstellung, S. 59f.).