Einführung

Offensichtliche Lüge

Bericht von Ernst Perels, 4.4.1939, Anmerkung Edmund Ernst Stengel, 10.3.1939

Edmund Ernst Stengel, Präsident des Reichsinstituts, der ehemaligen MGH, schrieb 1939 in seinem Bericht über das vergangene Geschäftsjahr: „Von den Briefen des Erzbischofs Hinkmar von Reims, für die der 8. Band der Quartreihe, der 6. der karolingischen Briefe, vorgesehen ist, sind, da die Vollendung des Ganzen noch längere Zeit dauern wird, die ersten 28 Bogen als 1. Lieferung ausgegeben worden. Mit der Fortsetzung der früher von Professor Ernst Perels geleiteten Veröffentlichung war wie im Vorjahre Dr. Nelly Ertl beschäftigt“ (DA 3 (1939), S. XVI). Während seine Vorgänger Personalien, die mit den NS-Rassengesetzen kollidierten, in ihren Berichten nur verschwiegen, veröffentlichte Stengel damit explizit, dass Ernst Perels die Leitung des Editionsprojekts abgegeben habe. Die neutralen Formulierungen aus Perels‘ kurzen Bericht übernahm er nicht. Eine weitere Kränkung!

Aus den Arbeitsunterlagen zur Edition der Hinkmar-Briefe, die im MGH-Archiv erhalten sind, ist eindeutig zu ersehen, dass Ernst Perels seine Editionsarbeit weiterführte. Rudolf Schieffer, der 2018 den zweiten Band der Brief-Edition herausgab, rückt in seiner Vorbemerkung die Tatsachen zurecht: „Dass Perels tatsächlich weiter an der Hinkmar-Ausgabe gearbeitet hat und dabei in erheblichem Maße von seiner Mitarbeiterin Nelly Ertl unterstützt worden ist, (…), gibt der handschriftliche Befund der erhalten gebliebenen Arbeitsmaterialien klar zu erkennen. Sie befinden sich heute im MGH-Archiv in München und dürften ab 1938 und bis 1941 entstanden sein, als Frau Ertl wegen ihres Schuldiensts und des ‚Kriegseinsatzes‘ für die Kinderlandverschickung die zuletzt nur noch freiberufliche Tätigkeit für die MGH aufgeben musste“ (MGH Epp. 8,2, S. V).

Transkription