Die Idee

2019 feierten die MGH 200jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass bot es sich an, die eigene Geschichte kritisch in den Blick zu nehmen; insbesondere die Zeit zwischen 1935 und 1945, während der die Monumenta als NS-Reichsinstitut dem Regime als Legitimationsbehörde dienen sollten. Da lag die Frage nach den Schicksalen der jüdischen Mitarbeiter und der jüdischen Mitarbeiterin auf der Hand. Angestoßen durch das Jubiläumsjahr „2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ entwickelte sich die Idee, jüdische Mitarbeiter und die jüdische Mitarbeiterin der Öffentlichkeit vorzustellen. Dank einer Förderung durch das BMI konnte dieser Plan verwirklicht werden.

>> Grußwort von Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe

Die Ausstellung

Erzählt wird anhand von rund 60 Objekten über das Leben, den wissenschaftlichen Werdegang und die Auswirkungen der jüdischen Herkunft von Philipp Jaffé, Harry Bresslau, Henry Simonsfeld, Ludwig Traube, Wilhelm Levison, Ernst Perels und Erika Sinauer. Die Ausstellung macht deutlich, dass Auswirkungen ihrer jüdischen Herkunft für die Wissenschaftler unabhängig davon waren, in wieweit sie sich selbst mit dem Judentum identifizierten.

Von einem Brief Philipp Jaffés, geschrieben im September 1853 an seine Eltern, bis zu einem Brief vom Juli 1951, in dem Helene Schweitzer-Bresslau den Nachlass ihres Vaters für die MGH regelte und in dem sich Albert Schweitzer eigenhändig zu den MGH äußerte, spannt sich über 100 Jahre der Bogen der Exponate.

Die große Überraschung war die Bandbreite an Dokumenten und Objekten, die zu den ausgewählten Wissenschaftlern ans Tageslicht traten: Aktennotizen, Arbeits- und Lehrmaterialien und vor allem Briefe; Briefe unter Freunden, unter Kollegen, Dankesbriefe, Organisatorisches, wissenschaftlicher Austausch, und vieles mehr – oft mit den interessantesten Informationen „zwischen den Zeilen“.

Features

Autorinnen und Autoren der virtuellen Ausstellung

Heike B. Görtemaker (Dokumente zu MGH und Antisemitismus), Claudia Märtl (Henry Simonsfeld), Annette Marquard-Mois (Philipp Jaffé, Harry Bresslau, Wilhelm Levison, Ernst Perels, Erika Sinauer), Arno Mentzel-Reuters (Ludwig Traube, Dokumente zu MGH und Antisemitismus), Sabrina Nortey (Verzeichnisse)

Wissenschaftliche Beratung
Letha Böhringer, Heike B. Görtemaker, Martina Hartmann, Frank-Michael Kaufmann, Theo Kölzer, Arno Mentzel-Reuters, Anne C. Nagel

Konzeption und Projektleitung
Annette Marquard-Mois

Übersetzung
Duane Henderson

Technische Umsetzung
Kuse Werbeagentur München

Film
sincinema Filmproduktion Augsburg

Sie wollen mehr erfahren zu den jüdischen Mitarbeitern der MGH?

2022 wird mit internationaler Beteiligung ein Aufsatzband zu diesem Thema in der MGH-Reihe „Studien zur Geschichte der Mittelalterforschung“ erscheinen.