Zum Rücktritt genötigt

Ernst Perels

  • * 2. 8.1882 in Berlin
  • ✝ 10.5.1945 im KZ Flossenbürg

Ernst Perels entstammte dem Berliner Bildungsbürgertum. Sein Vater Ferdinand war vom Judentum zum Christentum konvertiert, er gehörte als Direktor des Zivildepartements des Reichsmarineamtes und Honorarprofessor an der Berliner Universität zur intellektuellen Elite Berlins. Mit seiner Ehefrau Anna, geborene Volkmar, hatte Ferdinand Perels vier Kinder: Friederike, Leopold, Ernst und Kurt. Seine Söhne Leopold und Kurt folgten der Familientradition und lehrten als Juristen, sein Sohn Ernst wechselte 1901 nach einem Semester Jurastudium in München zur Geschichte und ging erst nach Freiburg, dann nach Berlin, wo er bei Michael Tangl, dem Leiter der MGH-Abteilungen Diplomata Karolinorum und Epistolae, promovierte.

Mit 21 lernte Ernst Perels seine spätere Frau Antonie Hermes kennen, mit 22 trat er durch die Vermittlung seines Doktorvaters in die Dienste der Monumenta Germaniae Historica. Als MGH-Mitarbeiter befasste er sich in mehreren Editionsprojekten mit den Briefen der Karolingerzeit. 1907 heirateten Ernst und Antonie und gründeten eine Familie, in der evangelische Religiosität und Theologie wie auch gemeinsames Musizieren eine große Rolle spielten. 1908, 1910, 1915 und 1918 wurden die Söhne Otto, Friedrich-Justus, Ulrich und Hans geboren. Das Gehalt bei den MGH reichte der wachsenden Familie nicht, so dass die Großeltern mit monatlichen Zahlungen aushelfen mussten. Ab 1911 lehrte Perels nach erfolgreicher Habilitation als Privatdozent an der Berliner Universität mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften, vier Jahre später wurde ihm der Titel „Professor“ zuerkannt. Während des 1. Weltkriegs arbeitete Perels im Reichsmarineamt in Kiel. Nach dem Krieg konnte er 1923 als beamteter außerordentlicher Professor den Lehrstuhl seines 1921 verstorbenen Lehrers Tangl übernehmen, blieb aber den MGH als freier Mitarbeiter erhalten. 1931 wurde Ernst Perels ordentlicher Professor und zum Mitdirektor des Historischen Seminars ernannt, bis er 1936 aufgrund der NS-Rassengesetze wegen seiner jüdischen Herkunft aus der Universität ausschied.

Obwohl die meisten seiner Kollegen im Historischen Seminar, die aus politischen oder rassistischen Gründen entlassen worden waren, ins Ausland emigrierten, entschied sich Ernst Perels, in Deutschland zu bleiben und seine Forschungen fortzuführen. In den 30er Jahren wandte er sich, inspiriert durch das Engagement der Söhne, mehr der evangelischen Bekennenden Kirche zu, „von deren geistlichen Kräften [er] lebte“, wie sich sein Sohn Otto erinnerte (Perels, 1991, S. 14). Da sein Sohn Friedrich-Justus in das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 involviert war, wurde Ernst Perels im Zuge der Sippenhaft im Oktober desselben Jahres verhaftet. Im Mai 1945 starb er an den erlittenen Strapazen im KZ Flossenbürg in der Oberpfalz kurz nach dessen Befreiung.

Perels selbst verfügte in seinen Notizen „in casu mortis“, dass er als Christ, Deutscher und Historiker erinnert werden wolle. Seine jüdische Herkunft sollte nicht thematisiert werden (Perels, 1991, S. 1).


Editionen bei den MGH


Weitere Veröffentlichungen in Auswahl

  • Ernst Perels, Die kirchlichen Zehnten im karolingischen Reiche, Berlin 1904 - Dissertation
  • Ernst Perels, Papst Nikolaus I. und Anastasius Bibliothecarius: ein Beitrag zur Geschichte des Papsttums im neunten Jahrhundert, Berlin 1920
  • Ernst Perels, Der Erbreichsplan Heinrichs VI., Berlin 1927
  • Bonizo von Sutri, Liber de vita Christiana, hg. von Ernst Perels, Berlin 1930


Verwendete Literatur zu Ernst Perels


Foto von Ernst Perels